Hannoverscher Ruder-Club von 1880 e.V. StartseiteStartseite
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Fotobericht

1880-2000

Die historischen Bootshäuser des HRC (Ruderabteilung)


Fotos: Clubarchiv
Bericht: Hansjürgen Scheele - unter Verwendung der Originalformulierungen



Hannover liegt bekanntlich an der Leine. Wer diese im Sommer sieht, kann sich nicht vorstellen, dass dieses harmlose Flüsschen zur Schneeschmelze und nach heftigen Regenfällen riesige Gebiete überschwemmen kann. Um diese regelmäßig wiederkehrenden Überschwemmungen aus dem Stadtgebiet Hannovers herauszuhalten, wurde vor vielen Jahren der "Schnelle Graben" gebaut, der Leinewasser zur Ihme ab- und um die Innenstadt herumführt; dahinter vereinigen sich die Flüsse wieder. Infolgedessen führt dieses sonst unscheinbare Bächlein im Stadtgebiet mehr Wasser als die Leine. Als im Jahre 1880 einige junge Kaufleute den "Hannoverschen Ruder-Club Bahnfrei" gründeten, der heutige Name wurde am Ende des Gründungsjahres angenommen, taten sie das also an der Ihme, die damals noch den Namen Ohe trug. Durch eine Scheune und sechs Bootshäuser ging das Leben des HRC von 1880 e.V.

Begonnen hat alles in Leihbooten eines Bootsverleihers, aber bereits 1881 zog man in eine Scheune des Städtischen Lagerplatzes, wo das einzige Boot an einem Flaschenzug unter der Decke aufgehängt werden und weite Wege zum Wasser getragen werden musste. Dieses Boot wurde jedoch bereits bei der ersten Fahrt durchgetreten.
 
Die Boote des Bootsverleihers Soosat, im Hintergrund die alte Ihmebrücke, 1880

Der Erwerb zweier weiterer Boote machte den Umzug in ein angemietetes und selbst hergerichtetes, vorher total verwahrlostes Gebäude, notwendig. Vier Gruben mussten mit Füllmaterial aufgefüllt werden, eine ließ man als Bierkeller erhalten. Durch die Opferwilligkeit der Mitglieder konnten Bootslager, Garderoben und Schränke beschafft werden. 1883 wurde dieses erste Bootshaus eingeweiht, in dem die Mitglieder den größten Teil ihrer Freizeit verbrachten. Wenn der "Wachhabende", angetan mit einer blauen Schürze als Zeichen seiner Würde, als Wirt oder Hausfrau tätig war, erregte dieses Bild bei den mitgebrachten Gästen große Heiterkeit. Aber sie konnten die Überzeugung mit nach Hause nehmen, dass die jungen Mitglieder nirgends besser als im Bootshaus aufgehoben waren. Wenn auch immer fleißig gerudert wurde, so galten die Fahrten doch weniger der sportlichen Betätigung, als vielmehr dem Vergnügen.
 
Erstes Bootshaus, gezeichnet von Hans Friedrichs nach einer Gedächtnisskizze von E. Rohrmann
Blick auf das gegenüber liegende Ufer, im Vordergrund das Boot "Hannover", ca. 1885


Nach nur drei Jahren musste dieses Gebäude zum 1. Januar 1886 geräumt werden, da es verkauft worden war. Die Boote wurden unter großen Kosten anderweitig untergebracht und notwendige Schritte zum Neubau eines Bootshauses unternommen. Im Frühjahr 1886 wurde mit dem Bau begonnen und am 4. Juli 1886 erfolgte unter Teilnahme vieler Gäste die Einweihung. Es wurden weitere Boote getauft und abends vereinte ein fröhlicher Kommers alle Festteilnehmer. Im August des Jahres wurde erstmals ein Sommerfest mit gleichzeitiger Clubregatta veranstaltet. Es beteiligten sich auch andere Vereine und 23 Boote boten ein in Hannover bis dahin nicht bekanntes Bild. 1894 erhielt das Bootshaus seinen ersten ölfarbenanstrich und wurde durch den Einbau eines Brausebades wesentlich vervollkommnet.
 
Zweites Bootshaus, 1896
Notbootshaus während Bauarbeiten, ca. 1912


Dieses Bootshaus blieb nun für Jahrzehnte, während welcher Zeit es mehrfach erweitert werden musste, die Pflegestätte einer vorbildlichen Ruderkameradschaft. 1909 wurde ein wichtiges Jahr für den Club. Innerhalb weniger Wochen wurde ein erheblicher Betrag an unverzinslichen Darlehen von den Mitgliedern aufgebracht und ein größerer Erweiterungsbau vorgenommen. Zur Anlage des Clubs gehörte ein Tennisplatz. Als die Damen des Clubs, die sich lange Zeit hauptsächlich dort sportlich betätigt hatten, den Wunsch hegten, den Rudersport aktiv auszuüben, wurden hierfür einige Boote freigegeben und ihnen für die Nachmittagsstunden das Vorstandszimmr als Umkleideraum zur Verfügung gestellt.
 
Das Bootshaus, ca. 1920
Das Vorstandszimmer, ca. 1920


Nach den Kriegswirren erkannte man als Gast bei der R.G. Hannover-Linden den Wert des regelmäßigen Bassinruderns im Winter und die Forderung nach einer eigenen Ruderbeckenanlage wurde immer dringender. Im Oktober 1927 erfolgte ein Zusammenschluss älterer Mitglieder zur "Alt-Herrenschaft", die den Zweck verfolgte, den Bau der Ruderbeckenanlage zu finanzieren. Am 16. Mai 1928 konnte zünftig Richtfest gefeiert werden. Zu den Festlichkeiten aus Anlass des 50jährigen Bestehens gab es 1930 einen Festkommers, bei dem den Damen Gelegenheit gegeben wurde, dem Kommers auf dem Range beizuwohnen. Am nächsten Tag fand ein Festessen mit anschließendem Ball statt.
 
Das Ruderbecken, ca. 1930
Das Bootshaus, ca. 1930


Städtebauliche Veränderungen und die Schaffung eines großen Aufmarschgeländes stellten den Vorstand des Clubs 1936 vor schwere Entscheidungen. Die Ihme sollte zugeschüttet und in ein neues Bett verlegt werden. Fusion war damals das große Schlagwort, aber man entschied sich dafür, den HRC selbständig zu erhalten. Leichter wurde die Entscheidung, als dem Club ein Platz an dem neu entstehenden Maschsee angeboten wurde. Im Überschwemmungsgebiet Leinemasch sollte ein künstlicher See geschaffen werden. Dort entstand ein allen Ansprüchen genügendes Bootshaus mit einem vorbildlichen Ruderbecken und einer Wohnung für den Ökonomen. Im Grundstein des Neubaues wurde eine Urkunde eingemauert, in der die wichtigsten Daten und Erfolge des Clubs aufgelistet wurden.
 
Die ehemals grüne Masch, 1930
Drittes Bootshaus, 1936


Bis zum Jahr 1943 konnte hier der Club Jahre des sportlichen Aufstiegs erleben, bis am 9. Oktober 1943 alles durch Bomben in Schutt und Asche versank. 161 Bombentrichter wurden nach dem Ablassen des Wassers auf dem Grund des Maschsees gezählt. Aber der zähe Wille weiterzubestehen, konnte nicht gebrochen werden und nach einer von der Besatzungsmacht angeordneten vorübergehenden Auflösung, begann bereits 1946 wieder das Eigenleben des Clubs. In den Kriegsjahren war der Clubbetrieb von der Altherrenschaft aufrechterhalten worden. 55 Siege auf verschiedenen Regatten zeugen davon, dass auch die Ruderei in diesen Jahren nicht untergegangen ist. Im Ruderbecken des 1. Frauen Ruder-Clubs und mit von den Engländern aufgetriebenen und an zwei Tagen in der Woche zur Verfügung gestellten Booten, wurde der Ruderbetrieb wieder aufgenommen.
 
Zerstörtes Bootshaus, 1943

Der HRC hatte damals noch ca. 300 Mitglieder, der Clubbeitrag betrug für ordentliche Mitglieder 5 Mark. Damit konnte man keine großen Sprünge machen, aber man war fest entschlossen, das Bootshaus, wenn auch in bescheidenen Rahmen, so rasch wie möglich wieder aufzubauen. Zur Teilfinanzierung wurden Bausteine à 10,00 Mark ausgegeben. Zudem ließ man die guten Beziehungen zum Stadtbauamt und einigen Firmen der Baubranche spielen. Es wurden die Wände der Bootshallen, welche stehengeblieben waren, überdacht. So entstand ein ansehnlicher Clubraum und eine große Bootshalle. Um diesen Rohbau zu beleben, waren weitere Anstrengungen nötig. Mobiliar musste beschafft und die Wohnung des ersten Clubwirtes ausgebaut werden. Endlich war es soweit. Im Sommer 1949 wurde ein bescheidenes Bootshaus unter großer Anteilnahme der Mitglieder und vieler Persönlichkeiten aus Stadt und Land eingeweiht. Am gleichen Tag wurden die beiden ersten (und einzigen) Boote getauft und die erste Nachkriegs-Clubregatta ausgetragen.
 
Wiederaufgebautes Bootshaus, 1949
Einweihung und Bootstaufe, 1949


Es ging bald weiter aufwärts und das Haus wurde in mehreren Etappen erweitert. Honoratioren aus Stadt und Wirtschaft gehörten zu den Mitgliedern. Bei den Festen wurde fröhlich gesungen, es gab verschiedene Liederhefte für die Fest- und Kommerslieder. Wo sonst, wenn nicht unter Sportlern, wäre es möglich gewesen, dass während eines Empfanges bei dem Ministerpräsidenten eines Bundeslandes der Präsident einer Bundesbahndirektion zu einem Bankdirektor sagt: "Ich habe gehört, dass Sie für den (Tanzclub) Blau-Gold einen Fusionspartner suchen. Wenn Sie das nicht mit dem HRC machen, trete ich Ihnen in den Hintern!" So gab es Gespräche zwischen diesen Vereinen und nach diversen Verhandlungen, und viel Überzeugungsarbeit bei den Mitgliedern, wurde am 7. März 1969 der Herrenruderclub HRC in einen allgemeinen Sportverein umgewandelt. Der Saal erhielt einen Parkettboden, der Clubwirt eine bessere Wohnung, der Clubraum eine neue Theke, der ganze Club wandelte sein Gesicht. Das Bootshaus mitsamt seiner neuen Einrichtung erbebte unter einem Heiterkeitssturm als bei der folgende Jahreshauptversammlung die Rede auf einen Clubzeitungsartikel "Freitags nie" kam, in dem es hieß, Freitag sei der Tag des Herrn, an dem Frauen im Club unerwünscht seien. Der Verfasser hatte übersehen, dass die Turnierpaare an diesem Tage trainierten! Der HRC hatte jetzt zwei gleichberechtigte Abteilungen für Ruderer und Tänzer. Bald darauf wurde die Satzung der Ruderabteilung dahingehend geändert, dass Frauen und Mädchen auch rudern konnten. Die heutige Jugend kann sich nicht mehr vorstellen, welche Umwälzung das damals bedeutete.
 
Bootshaus wieder mit oberem Stockwerk, 1954
Verlängerte Hallen und Terrasse, ca. 1977


Im Jahr 1978 wurde eine Surfsportabteilung gegründet, um am erwarteten Aufschwung dieser Sportart teilzuhaben. Erneut wurde das Bootshaus erweitert und erhielt mit einer dritten Halle und einem Totalumbau der Umkleideräume sein heutiges Gesicht. Die Mitglieder aller Abteilungen mussten eine erhebliche Umlage aufbringen und entweder mit ihrer Arbeitskraft oder einem zusätzlichen Geldbetrag helfen, das aufzunehmende Darlehen nicht zu groß werden zu lassen. Ein Förderverein, dem im Gegensatz zur Altherrenschaft auch Tänzer und Surfer angehörten, wurde gegründet. Dessen Mitglieder verpflichteten sich, für einen Zuschuss zu den Hypothekenzinsen und -Tilgung zu sorgen. Inzwischen sind Altherrenschaft und Förderverein unter einer Leitung. Der Maschsee genügte den Surfern aber bald nicht mehr und so sind die 300 Ruderer und 200 Tänzer wieder unter sich, in einem Bootshaus, dass von seiner Terrasse aus eine der schönsten Aussichten Hannovers bietet. Vor einigen Jahr erhielt der "Blaue Salon" eine neue Bestuhlung und die alten Kraftsporträume in der ehemaligen Hausmeisterwohnung sind abgerissen und durch ein neues Trainingszentrum ersetzt worden.
 
Clubhaus nun mit drei Bootshallen, 1996
Einweihung des neuen Leistungszentrums, 2000


Es bleibt immer viel zu tun in einem so großen Haus. Packen wir's an!

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